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Autor | Thema |
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Pios
Anzündhilfe Registriert seit: Jul 2019 Wohnort: Verein: Beiträge: 1 Status: Offline |
Beitrag 7645124
, Inertialsystem für Drohnen für Rakete nutzen
[11. Juli 2019 um 10:37]
Guten Tag,
meine Frage bezieht sich auf die Lenkung der Rakete. Mittlerweile sind viele Inertialsysteme für Drohnen auf dem Markt erhältlich. Meist bestehen diese aus drei Gyroskopen, drei Magnetometern und drei Beschleunigungssensoren, basierend auf der MEMS-Technologie. Hier mal ein Beispiel: http://www.aeroexpo.online/de/prod/sbg-systems/product-170482-15923.html Meinen Sie, dass es möglich wäre, diese inertialen Messeinheiten als Navigationssystem in einer Rakete zu verbauen? Natürlich mit entsprechender Anpassung des Strapdown-Algorithmus. Vielen Dank! Geändert von Pios am 11. Juli 2019 um 17:35 |
RalfB
Grand Master of Rocketry
Registriert seit: Apr 2004 Wohnort: Verein: AGM, Tripoli L2 Beiträge: 2789 Status: Offline |
Beitrag 7645125
[11. Juli 2019 um 10:48]
Hi Pios,
möglich ist vieles. Hast Du schon einen Preis heraus gefunden? Gruß Ralf #Don’t Look Up |
Juerg
SP-Schnüffler Registriert seit: Jan 2001 Wohnort: 8102 Oberengstringen, CH Verein: ARGOS Beiträge: 951 Status: Offline |
Beitrag 7645126
[11. Juli 2019 um 11:21]
Zitat: Ich habe mal sowas gemacht. Meine Diplomarbeit als Elektroingenieur war eine über Schubvektorsteuerung stabilisierte (nicht gelenkte) Rakete. (Im letzten Jahrtausend, als man noch mit mechanischen Kreiseln arbeiten musste ) Das Problem bei Regelsystemen sind nicht die Sensoren (die kriegt man auch bei Sparcfun) sondern die Regelung. Systeme haben Eigenfrequenzen und das Regelsystem muss um eine Grössenordnung schneller arbeiten als die Eigenfrequenz des zu regelnden Systems (Dronenelektronik kann das bestimmt). Gleichzeitig haben Regelsysteme aber auch die Möglichkeit durch falsche Regelparameter selbst eine an sich stabil fliegende Rakete durch zu grosse Ruderausschläge aufzuschaukeln und unstabil zu machen. Das ganze ist also ein heisses Eisen. Selbst wenn man Regeltechnik auf Ingenieursniveau beherrscht ist es ein heikles Thema, an welches man sich herantasten muss. Eine Wüste ohne brennbares Material in Reichweite einer allenfalls irre geleiteten Rakete ist in solchen Fällen sehr hilfreich! Das haben wir in Europa nicht. Stattdessen haben wir Regulierungswütige hinter jedem Busch die nur darauf warten, dass wir ihnen einen Grund geben unser Hobby als Risiko zu bewerten. Problem an der Dronenelektronik wird sein, dass man gar nicht den nötigen Zugriff auf die Regelungsparameter hat. "Einfach mal ne Dronenelektronik reinschrauben und versuchen" ist keine gute Idee! Das Regelsystem muss auf das Gerät abgestimmt sein. Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gegeben, es wäre ein reiner Zufall. Nun ist noch die Frage natürlich erst zu stellen "was denn geregelt werden soll"? Drall aufheben, das geht schon: Sehr kleine Ruder die die Rakete nicht aus der Bahn werfen können plus ein Helikopterkreisel lassen sich gut genug zur Zusammenarbeit bringen. Wenn man mit kleinen Ausschlägen arbeitet, dann kann auch nicht viel schiefgehen. Selbst Schubvektor geht, wie BPS demonstriert: https://bps.space/ Ich runzle dabei aber auch gleichzeitig die Stirn, wenn man sieht, dass er seine Versuche inmitten von Leuten, neben einer befahrenen Strasse macht. Bescheuert! Und das ganze Projekt ist sinnlos: Es wird immer nur ein Zufall sein wenn die Landung gelingt, denn er kann das Triebwerk nicht abschalten. Zudem ist "mit laufendem Flammenwerfer am Heck irgendwo landen" auch etwas was man gut überlegen muss (Im Zelt eines Fliegers? Auf einem Autodach? In einem Getreidefeld usw....) Und dann gibt es noch den Regulierungs-Aspekt: Eine gelenkte Rakete ist etwas was sicher Interesse bei Kreisen auslösen wird, von welchen wir kein gesteigertes Interesse haben möchten! Viele Grüsse Jürg Geändert von Juerg am 11. Juli 2019 um 11:33 |